Die Institution des Patronats ist der Vermittler zwischen Bürger und öffentlichen Körperschaften im sozialen Für- und Vorsorgebereich. Das Sozialversicherungswesen ist eine Folge der Industriegesellschaft. Im landwirtschaftlichen Arbeitsbereich war es noch möglich, für alte und kranke Arbeiter zu sorgen – im Industriebetrieb hingegen nicht mehr. Die Regierungen mussten über eine Pflichtversicherung für das Alter, Invalidität, Arbeitslosigkeit und für die Hinterbliebenen nachdenken. In Italien trat die Sozialversicherungsgesetzgebung mit 15. Juli 1920 in Kraft. Für jene Provinzen, die nach dem ersten Weltkrieg Italien angegliedert wurden, erst mit 1. März 1926. Italien wurde damals von den Faschisten regiert und die heimischen Arbeiter hatten kein Vertrauen in das neue Versicherungssystem. Dies war der Grund, dass bis nach dem Ende des zweiten Weltkriegs die Mehrheit der Südtiroler Bevölkerung nicht sozial- und somit auch nicht rentenversichert war. Faschistische Gewerkschaftsfunktionäre hatten keine Möglichkeiten, die Arbeitnehmer über die Notwendigkeit der Sozialversicherung aufzuklären. Ein Grund für das Misslingen war auch die mangelnde Zweisprachigkeit – die Gewerkschaftler sprachen nur italienisch. 1946 wurde das Patronat ACLI auf nationaler Ebene gegründet, 1948 wurde die Zusammenarbeit mit dem KVW beschlossen. Nun hielten die Mitarbeiter des Patronats KVW-ACLI in allen Orten Südtirols Versammlungen ab und klärten die Bevölkerung über die Wichtigkeit der Sozialversicherung auf. (Aufgabe des Patronats: Aufklärung)
In diesen Versammlungen wurden die Arbeiter auch über ihre Rechte und Pflichten informiert (Information) und wie man in den Genuss der vorgesehenen Leistungen kommt (Antragstellung und Kontrolle der Bescheide auf die Richtigkeit durch das Patronat!)
Auch heute macht es der Gesetzgeber dem einfachen Bürger nicht leicht, das zustehende Recht einzufordern. Immer wieder neue Gesetze, immer wieder neue Gesuche und verschiedene Gesuchsformulare, immer wieder braucht es die Hilfe von Fachleuten. Und diese Hilfe sollte stets persönlich und menschlich geleistet werden mit Hilfe moderner Mitteln. Helfen ist nicht nur notwendiger sondern auch schwieriger geworden. Das Leben ist komplexer und schnelllebiger, die Menschen sind anspruchsvoller geworden. Die öffentlichen Körperschaften leiden unter Personalmangel, sodass die Bearbeitungszeiten von bestimmten Anträgen lange sind – zu lange, damit Rechtssicherheit und sofortige finanzielle Hilfe gewährleistet ist. Auch die ausreichende Finanzierung der Patronate durch den Staat ist nicht längerfristig gesichert.
Das Patronat bietet trotzdem mit Professionalität landesweit Dienstleistungen an!